Die Rundfenster
Drei große Rundfenster, drei Emporen, die jeweils von drei Rundbögen getragen werden umschließen den zentralen Raum der Kirche und weisen so auf die Trinität hin. Unterhalb der Emporen finden sich nachgezeichnete Quadersteine mit etlichen Sonnensymbolen.
Alle drei Rosenfenster (Rundfenster) mit Maßwerk zeigen eine Achtel-Teilung und wollen den Betrachter über die uns umgebende Wirklichkeit hinaus auf Gott weisen. Schon die frühe Christenheit errichtete Taufsteine, die einen achteckigen Grundriss zeigen. Auch in der Mathematik findet sich die liegende Acht als Zeichen der Unendlichkeit.
Wie bei einem Kreis, dessen Anfang und Ende wir nicht kennen, so ist auch die ewige Frage nach Gott: Er bleibt der "Deus absconditus", der "verborgene Gott". Martin Luther haderte oft mit dem "verborgenen Gott". Kam er auf der Suche nach Gott nicht weiter, floh er mit Herz und Seele zu dem gekreuzigten Christus. Darum ist in der Herrenhäuser Kirche das Kruzifix vor dem geheimnisvollen Rundfenster im Altarraum zu sehen. Und Christus spricht: "Wer mich sieht, der sieht den Vater" (Johannes 14,9). Die Taube (Heiliger Geist) im Zentrum des großen Rundfensters weist hin auf die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer (Markus 1, 9/10).
Und wer sich das farbige Mosaikfenster genauer anschaut, der entdeckt rechts oben einen Fisch, das Erkennungszeichen der frühen Christenheit - auch heute noch aktuell z.B. als Autoaufkleber. Ichtys wird der Fisch in der griechischen Sprache genannt und die christliche Gemeinde der Frühzeit deutete die einzelnen Buchstaben des griechischen Namens so: "Jesus Christus, Gottes Sohn (unser) Retter". Somit ist auch in dem großen Rundfenster der Hinweis auf die Trinität, die dreifache Erscheinungsform Gottes, zu erblicken.