Der zentrale Kirchraum

Der Radleuchter

Der große Radleuchter beherrscht den Innenraum der Kirche. Ein Gürtlermeister aus Sachsen hat ihn Anfang der neunziger Jahre zwar nach alten Vorlagen gefertigt, aber mit neuzeitlichen Formen weiterentwickelt. Vorbilder des Radleuchters finden sich z.B. im Hildesheimer und im Aachener Dom.

Zwölf mit Zinnen versehene Tore, sechs Türme und sechs Häuser zieren den messingglänzenden Radkranz (die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel). Er symbolisiert das neue Jerusalem, das in der Offenbarung des Johannes Kap. 21, 10ff beschrieben wird. Johannes sieht das neue Jerusalem vom Himmel herabschweben. So will auch der Radleuchter betrachtet und gedeutet werden: Er schwebt zwischen der Kirchenkuppel und dem Boden, auf dem wir stehen. Das neue Jerusalem, der Sehnsuchtsort der Christenheit (= das Paradies auf Erden) ist verheißen, aber noch nicht greifbar.

Die Rundfenster

Drei große Rundfenster, drei Emporen, die jeweils von drei Rundbögen getragen werden umschließen den zentralen Raum der Kirche und weisen so auf die Trinität hin. Unterhalb der Emporen finden sich nachgezeichnete Quadersteine mit etlichen Sonnensymbolen.

Alle drei Rosenfenster (Rundfenster) mit Maßwerk zeigen eine Achtel-Teilung und wollen den Betrachter über die uns umgebende Wirklichkeit hinaus auf Gott weisen. Schon die frühe Christenheit errichtete Taufsteine, die einen achteckigen Grundriss zeigen. Auch in der Mathematik findet sich die liegende Acht als Zeichen der Unendlichkeit.

Wie bei einem Kreis, dessen Anfang und Ende wir nicht kennen, so ist auch die ewige Frage nach Gott: Er bleibt der "Deus absconditus", der "verborgene Gott". Martin Luther haderte oft mit dem "verborgenen Gott". Kam er auf der Suche nach Gott nicht weiter, floh er mit Herz und Seele zu dem gekreuzigten Christus. Darum ist in der Herrenhäuser Kirche das Kruzifix vor dem geheimnisvollen Rundfenster im Altarraum zu sehen. Und Christus spricht: "Wer mich sieht, der sieht den Vater" (Johannes 14,9). Die Taube (Heiliger Geist) im Zentrum des großen Rundfensters weist hin auf die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer (Markus 1, 9/10).

Und wer sich das farbige Mosaikfenster genauer anschaut, der entdeckt rechts oben einen Fisch, das Erkennungszeichen der frühen Christenheit - auch heute noch aktuell z.B. als Autoaufkleber. Ichtys wird der Fisch in der griechischen Sprache genannt und die christliche Gemeinde der Frühzeit deutete die einzelnen Buchstaben des griechischen Namens so: "Jesus Christus, Gottes Sohn (unser) Retter". Somit ist auch in dem großen Rundfenster der Hinweis auf die Trinität, die dreifache Erscheinungsform Gottes, zu erblicken.

Die Gebetsecke

Unter der rechten Seitenempore ist anlässlich der EXPO 2000 in Hannover eine ansprechende Gebetsecke eingerichtet worden, die Prof. Schwerdtfeger entworfen und gestaltet hat. Wer eine Gebetskerze anzündet, entdeckt, wie sie sich in der umgebenden Glaswand mit ihren eingeschlossenen Glaskugeln spiegelt. Es entsteht der Eindruck einer großen Tiefe, in die die Kerze hineinleuchtet.

Der Kreuzweg

n der Passionszeit wird ein Kreuzweg mit sechzehn Stationen unterhalb der beiden Seitenemporen gezeigt. Prof. Robert Hammerstiel hat ihn für die Herrenhäuser Kirche gemalt. Mit kräftigen Rottönen hat er die neutestamentlichen Gestalten der Passionsgeschichte gezeichnet. Die Soldaten tragen Uniformen des 2. Weltkrieges, wie sie auf dem Balkan zu sehen waren. Prof. Hammerstiel hatte dort diese schreckliche Zeit als heranwachsendes Kind miterlebt. Die dominierende rote Farbe symbolisiert das Blut, das Leben und die Leidenschaft. Mit Leidenschaft haben die römischen Soldaten Jesus geschlagen, gefoltert und ans Kreuz geschlagen. Mit Leidenschaft hat Jesus für die Freiheit und Würde des Menschen gekämpft und bittet den himmlischen Vater: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lukas 23,34).